Bifora 111A

 
Bifora 111A | Das Uhrwerksarchiv

Bifora 111A

Beschreibung

Anfang der 50er Jahre, als auch in Deutschland Automatic-Werke ihren Weg zu den Käufern fanden, überboten sich zumindest Bifora und DuRoWe gegenseitig in der Veröffentlichung immer neuerer Werke, die quasi im Jahresrhythmus auf den Markt kamen.

Bifora veröffentlichte 1953 schon sein drittes Automaticwerk, das Kaliber 111A, das der Nachfolger des Kalibers 103 SA (neu) übernommen.

Das Bifora 111A beeindruckt vor allem durch seine rotgoldene Ausführung, die es besonders edel erscheinen läßt.

Bifora 111A: Grundplatine

Grundplatine

Der Durchmesser des Bifora 111A beträgt jetzt nur noch 11 1/2 Linien. Die rotgoldene Grundplatine zeigt besonders schön, daß die wichtigsten, schnelldrehenden Lager mit Steinen ausgestattet sind, in Summe kommt es so auf 22 Steine.

Bifora 111A: Minutenrad mit Kloben

Minutenrad mit Kloben

Wie üblich bei Werken aus den 1950er Jahren, nutzt auch das Bifora 111A ein zentrales, direkt angetriebenes Minutenrad, das unter einem eigenen Kloben gelagert ist.

Bifora 111A: Räderwerk

Räderwerk

Entsprechend klassisch ist auch das Räderwerk, das aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger bereits eine Zentralsekunde besitzt.

Man erkennt in der Draufsicht sehr gut, daß das Räderwerk wenig Platz beansprucht, das kommt wiederum der Schwungmasse zugute, für die mehr Platz übrig bleibt.

Bifora 111A: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Das Räderwerk mit direkt angetriebener zentralen Minute und direkter Zentralsekunde war in den 50er Jahren Stand der Technik, und natürlich auch bei Bifora. Die goldfarbige Schraubenunruh ist in zwei hauseigenen Bishock-Lagern gesichert und schlägt mit 18000 Halbschwingungen pro Stunde. Ihre exakte Frequenz kann mit Hilfe eines langen Rückerzeigers hinreichend genau justiert werden.

Natürlich verwendet das Bifora 111A eine schweizer Palettenankerhemmung.

Bifora 111A: Bifora 111A ohne Automatic

Bifora 111A ohne Automatic

Auch wenn das Bifora 111A auf dem Bifora 111 basiert, so unterscheiden sich doch die Aufzugs- und Räderwerksbrücke erheblich von der Handaufzugs-Basis.

Bifora 111A: Innenseite Rotor

Innenseite Rotor

Auch bei diesem Werk ist der Rotor wieder achsengelagert und trägt in seiner Mitte ein Rubinlager mit einem äußeren Zahnkranz, der in Verbindung mit dem oben Rad des Wippenwechslers steht. Faszinierend ist auch die recht groß geratene Gravur des Rotors, die beinahe so aussieht, als wäre sie per Hand erfolgt.

Bifora 111A: Räderwerk des Selbstaufzugs

Räderwerk des Selbstaufzugs

Das Räderwerk des Selbstaufzugs ist dasselbe wie beim Vorgänger Bifora 103 SA". Einziger Unterschied ist, daß die Sperrklinke jetzt ein eigenes oberes Lager besitzt.

Man erkennt gut bei 7 Uhr den Wippenwechsler der Automatic. Er ist sehr simpel gebaut, besteht aus zwei kleinen Zahnrädern, die miteinander in Eingriff stehen, und je nach Drehrichtung des oberen Zahnrades, gelangt entweder dieses oder das untere Zahnrad in den Eingriff mit dem ersten Reduktionsrad, welches über eine Sperrklinke daran gehindert wird, in der falschen Richtung zu drehen.

Bifora 111A: Seitenansicht des Automatic-Räderwerks

Seitenansicht des Automatic-Räderwerks

Der Nachteil dieses Wippenwechslers, der rubingelagert ist, ist sein recht langer Totwinkel, also der Winkel, der Rotor überstreichen muß, bis der Wippenwechsler umschaltet. In diesen ca. 70° bewegt sich der Rotor leer, also ohne das Werk aufzuziehen. “Schreibtischtäter” könnten dadurch eventuell Probleme mit dem Selbstaufzug bekommen, der bei so wenig Bewegung das Werk nicht weit genug aufzieht.

Bifora 111A: Wippenwechsler

Wippenwechsler

Der Automaticmechanismus ist über eine beidseitige Lamellenkupplung mit dem Sperrad des Aufzugs verbunden. Diese Kupplung sorgt dafür, daß beim Handaufzug die Automatic ausgekuppelt wird.

Bifora 111A: Lamellenkupplung

Lamellenkupplung

Die Lamellenkupplung ist, wie man sieht, eine sehr simple Konstruktion. Nur sie steht in Verbindung mit dem Vierkant der Federhauswelle; die beiden Kupplungsräder oben und unten dagegen nicht!

Bifora 111A: Sperrrad

Sperrrad

Eine Änderung zum Vorgängerwerk fällt noch ins Auge: Die Rotorachse ist nicht mehr auf der Unterseite der Räderwerksbrücke verschraubt, sondern auf ihr, was einen eventuellen Wechsel stark vereinfacht.

Bifora 111A: Ansicht ohne Rotor

Ansicht ohne Rotor

Die Rotvergoldung der Zifferblattseite scheint nur hauchdünn zu sein, an einigen Stellen fehlt sie sogar. Technisch ist dies natürlich ohne Auswirkung, nur die ansonsten sehr erfreuliche Optik leidet ein wenig darunter.

Das Bifora 111A verwendet selbstverständlich einen Kupplungsaufzug, und man kann erkennen, daß zumindest die theoretische Möglichkeit besteht, das zifferblattseitige Ankerradlager mit einem Deckstein auszustatten. Ob dies jemals genutzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Da allerdings die Werksplatine identisch mit dem Handaufzugskaliber 111 sein dürfte, und dieses im Gegensatz zur Automaticversion beidseitig Decksteine für das Ankerradlager verwendet hatte, ist es nachvollziehbar, wie es zu diesem ungenutzen Feature kam.

Bifora 111A: Bifora 111A: Zifferblattseite

Bifora 111A: Zifferblattseite

Auch dem Kaliber 111A war keine lange Produktionszeit beschieden, bereits im Folgejahr 1954 wurde es durch das Kaliber 103/112 (kleine Sekunde) bzw. 104/112 (Zentralsekunde) abgelöst, welches dann immerhin vier Jahre lang gebaut wurde.

Technische Daten

Hersteller:Bifora
Kaliber:111A
Größe:11 1/2''' (gemessen: 25,0mm)
Halbschwingungen pro Stunde:18000
Anzahl Steine:22
Hemmung:Anker
Unruh-Ausführungen: Nickel-Schraubenunruh
Stoßsicherung(en): Bidlingmaier (Bifora)
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Uhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Rückerzeiger mit langem Arm
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad
  • Minutenrad
  • Federhaus
Bauweise:Massivbau
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:2 Loch/Löcher
Ausstattung:
  • SCD (direkte Zentralsekunde)
Produktionszeitraum:1953 - 1956
Referenzen: Flume: 1957 55
Produktionszeitraum:1953-1956
Inventarnummer:17039

Anwendungsgalerie

Bifora 111A: Bifora Automatic Herrenuhr

Bifora Automatic Herrenuhr

Dieses Werk samt Uhr ist eine Spende von Götz Schweitzer. Ganz herzlichen Dank für großartige Unterstützung des Uhrwerksarchivs.