Beschreibung
1958 brachte Bifora nicht nur ihr kleinstes Handaufzugswerk, das Kaliber 70 im Durchmesser betragende Kaliber 70A. Es handelte sich um eines der kleinsten Automatic-Werke, die es auf dem Markt gab und wurde sowohl als “Bifora 70A”, als auch als “Bifora 70” bezeichnet.
Dieses Werk wurde nur fünf Jahre lang produziert, einen Nachfolger bot Bifora nach dem Produktionsende 1962 nicht an. Dementsprechend ist dieses Werk nicht mehr allzuoft in funktionsfähiger Form aufzutreiben.
Automaticwerke aus Deutschland für Damenuhren sind im Übrigen eine extrem rare Spezies, der Literatur sind nur drei Kaliber überhaupt bekannt: Das hier vorgestellte Bifora 70A, das DuRoWe 270 und das Förster 420.
Die Grundplatine ist identisch zur Handaufzugsversion, auch hier sind alle Lager, außer Minutenrad und Federhaus mit Steinen ausgestattet.
Auch beim Räderwerk gibt es keine Unterschiede zum Bifora 70. Es ist mit sehr kleinen Rädern aufgebaut, besitzt ein direkt angetriebenes zentrales Minutenrad, gefolgt von Kleinbodenrad und Sekundenrad, sowie schlußendlich vom silberfarbigen Ankerrad.
Das Bifora 70A verwendet eine zweischenklige, schraubenlose Ringunruh, die in zwei Incabloc-Stoßsicherungslagern läuft (zifferblattseitig in der flachen Version) und mit zeitgemäß langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde schlägt. Sie reguliert ein klassisches Palettenankerwerk schweizer Typs. Ihre Frequenz kann, vermutlich aus Platzgründen, nur am Spiralschlüssel reguliert werden.
Die Räderwerksbrücke zeigt erstmals Unterschiede zum Bifora 70, denn sie ist nicht nur im Mittelteil dünner ausgeführt, sondern besitzt auch ein zusätzliches Lager (bei 0:30 Uhr) für das Antriebsrad, das in das Sperrad eingreift.
Der komplette Automaticmechanismus ist als Modul ausgeführt, das auf der Räderwerksbrücke befestigt wird. Natürlich erhöht dies die Bauhöhe des Werks beträchtlich. Der Rotor läuft dabei auf einer Achse, die mit zwei Schrauben auf der Unterseite der Räderwerksbrücke montiert ist.
Das Räderwerk der Automatic ist sehr modern ausgeführt, es besteht aus zwei Klinkenradwechseln, deren unteres Rad miteinander verbunden ist, und deren obere Räder beide in den Zahnkranz des Rotors eingreifen, sowie aus einem Reduktions- und einem Antriebsrad. Alle vier Räder laufen in Lagerstein-Paaren, so daß das Bifora 70A zusammen mit seinen 16 Lagersteinen des normalen Räderwerks auf in Summe 24 Steine kommt. Mit dieser unüblichen Zahl kann es meist leicht identifiziert werden, insbesondere, da es ohne Zentralsekunde ausgestattet ist.
Die Klinkenradwechsler arbeiten als mechanischer Gleichrichter und sorgen dafür, daß, egal in welcher Richtung sich der Rotor dreht, das nachfolgende Reduktionsrad immer in ein- und derselben Richtung gedreht wird. Hierfür besitzt nur das zweite Wechselrad einen Zahnkranz auf seiner Unterseite.
Die Klinke entkoppelt dabei die beiden Räder in der einen Drehrichtung und verbindet sie in der anderen Drehrichtung, vergleichbar wie mit einem Freilauf eines Fahrrads. Der Vorteil dieser Konstruktion ist der geringe Totweg, d.h. der Winkel, den der Rotor beim Ändern seiner Drehrichtung überstreicht, der zum Wechsel der Laufrichtung des Wechslers notwendig ist, ist recht gering. So ein effizienter Aufzug ist gerade bei Werken mit kleinem Durchmesser sehr wichtig.
Der kleine Rotor mit seinem Schwermetallreif besitzt auf seiner Achse einen Zahnkranz, dessen Höhe so ausgelegt ist, daß er nur in die jeweils oberen Räder der beiden Klinkenradwechsler eingreift.
Das Automaticmodul wird mit drei Schrauben auf der Räderwerksbrücke befestigt, die vierte Schraube (über dem Kronrad) dient ausschließlich dazu, das Modul zu verschließen, auch wenn es vom Werk entnommen ist. Auf diese Weise kann man Servicearbeiten am Werk vornehmen, ohne den Automaticmechanismus zerlegen zu müssen. Der Rotor kann nach Lösen der auf der Rotor-Achse befindlichen Schraube einfach abgezogen werden.
Die Zifferblattseite ist wieder praktisch identisch zum Bifora 70 (Handaufzug), einziger Unterschied eine Ausfräsung zur Aufnahme eines Decksteins für das Ankerrad, wobei diese möglicherweise auch bei der 17-steinigen Version des Handaufzugswerks vorhanden sein könnte.
Natürlich verwendet dieses Werk einen Kupplungsaufzug, und man erkennt bei 9 Uhr schön die flache Ausführung (also ohne Lyra-Feder) des Incabloc-Lagers.
Technische Daten
Hersteller: | Bifora |
Kaliber: | 70A |
Größe: | 7 1/4''' (gemessen: 15,8mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 24 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Produktionszeitraum: | 1958 - 1962 |
Referenzen: |
Flume: K3 154 |
Produktionszeitraum: | 1958-1962 |
Inventarnummer: | 17036 |