HPP 431

 
HPP 431 | Das Uhrwerksarchiv

HPP 431

Beschreibung

Henzi und Pfaff aus Pforzheim stellten in den 1950er und 1960er Jahren recht gute, später dann nur noch einfache Palettenankerwerke in vergleichsweise kleiner Auflage her.

Noch seltener als die Handaufzugswerke sind deren Automatic-Werke zu finden, die mit der Kaliberserie 420/430 vermutlich erst um 1960 starteten.

HPP 431: Grundplatine

Grundplatine

Das mit 29mm Durchmesser (eigentlich 12 3/4 Linien, im Flume-Werksucher aber mit nur 12 Linien geführt) recht große Werk nutzt nur den inneren Teil der Grundplatine für das Werk, der Rest wird von der Schwungmasse des Rotors überstrichen.

HPP 431: Grundplatine mit Minutenrad

Grundplatine mit Minutenrad

Natürlich sind an allen wichtigen Stellen Rubinlager verbaut, sogar bei 8 Uhr, dem Lager der Automatic-Aufzugstriebs.

HPP 431: Räderwerk

Räderwerk

Mit einen, direkt vom Federhaus angetriebenem zentralen Minutenrad nutzt das HPP 431 den klassischen, hoch bauenden Räderwerksaufbau, bei dem anschließend Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad (direkt angetrieben) und Stahl-Ankerrad (sehr filigran) folgen.

Als Hemmung kommt eine schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz.

HPP 431: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Das HPP verwendet bereits eine schraubenlose Ringunruh, die zwei geschwungene Schenkel besitzt. Sie ist beim Kaliber 431 in zwei Incabloc-Stoßsicherungen gelagert und arbeitet mit gemächlichen 18000 Halbschwingungen pro Stunde.

Eine Regulierung ist nur direkt am Spiralschlüssel möglich.

HPP 431: Werk ohne Automaticmodul

Werk ohne Automaticmodul

Der Automaticmechanismus ist als abnehmbares Modul ausgeführt. Wenn er nicht montiert ist, verrät ausschließĺich das Lager neben dem Kronrad, dass es sich nicht um Handaufzugswerk handelt.

Bemerkenswert sind übrigens die Schrauben, die nicht nur ungewöhnlich große Schraubenköpfe besitzen, sondern auch sehr lang sind.

HPP 431: Automaticmodul

Automaticmodul

Das Automaticmopdul ist mit zwei Schrauben auf der Räderwerks- und Federhausbrücke befestigt.

HPP 431: Grundplatine des Automaticmoduls

Grundplatine des Automaticmoduls

Auch das Automaticmodul ist mit Rubinlagern ausgestattet, die eine lange Haltbarkeit versprechen.

HPP 431: bestücktes Automaticmodul

bestücktes Automaticmodul

Der Rotor wirkt auf einen Wippenwechsler ein, der dafür sorgt, dass das erste Reduktionsrad immer in der gleichen Richtung gedreht wird, egal, in welche Richtung sich der Rotor dreht. Dies wird auch durch die Sperrklinke (seltsamerweise mit rundem Dorn, dessen Sperrwirkung abnutzungsbedingt irgendwann aufhört) garantiert.

HPP 431: Unterseite des Automaticmoduls

Unterseite des Automaticmoduls

Bereits die zweite Reduktionsstufe wird aus dem Modul nach außen geführt und greift dann in das Kronrad ein.

HPP 431: Breguetkupplung der Automatic

Breguetkupplung der Automatic

Um den Automaticmechanismus bei Handaufzug abzukuppeln und vor übermäßigem Verschleiß zu bewahren, besitzt das zweite Reduktionsrad eine Breguetkupplung am Eingriff in der Kronrad.

Wird das Kronrad durch den Handaufzug gedreht, sorgt die Breguetkupplung dafür, dass der Automaticmechanismus ausgekuppelt wird.

HPP 431: leeres, montiertes Automaticmodul

leeres, montiertes Automaticmodul

Wenn nur die Grundplatine des Automaticmodul montiert ist, kann man schön sehen, wo später der Eingriff in das Kronrad erfolgen wird.

HPP 431: Automaticmodul bestückt

Automaticmodul bestückt

Hier nochmal der voll bestückte Automaticmechanismus.

HPP 431: Werk ohne Rotor

Werk ohne Rotor

Sowohl die Sperrklinke, als auch Wippenwechsler und beide Reduktionsräder sind steingelagert!

HPP 431: Innenseite des Rotors

Innenseite des Rotors

Einen weiteren Stein findet man im Lager des Rotors. Dieser ist achsengelagert.

HPP 431: noch leere Zifferblattseite

noch leere Zifferblattseite

Auf der noch leeren Zifferblattseite erkennt man schön den Kupplungsaufzug.

Interessant ist, dass sowohl für das Lager des Ankers, als auch für das Lager des Ankerrads Vorbereitungen für Decksteine geschaffen wurden, der einzige tatsächlich verbaute Deckstein aber am Lager des Kleinbodenrads zu finden ist, was deutlich weniger Sinn ergibt, als beim Ankerrad-Lager. Ob das eventuell eine Verwechslung bei einer vorangegangenen Reparatur war?

HPP 431: Kalendermechanismus

Kalendermechanismus

Das HPP 431 verwendet einen sehr einfachen Kalendermechanismus mit einen großen, sich einmal in 24 Stunden drehendem Schaltrad, aus dem ein Schaltfinger herausgebrochen wurde.

Dieser Mechanismus ermöglicht keine Schnellverstellung, sondern im Gegenteil, jeder Tag muß einzeln “durchgekurbelt” werden, entweder vorwärts oder rückwärts.

HPP 431: HPP 431: Zifferblattseite

HPP 431: Zifferblattseite

Die Abdeckung des Kalendermechanismus besitzt noch einen federnd gelagerten Schieber, der für das Einrasten des Datumsrings zuständig ist und die dafür notwendige Feder gut am Wegfliegen hindert.

Im Labor

Das vorliegende Werk samt Uhr kam in erstaunlich gutem Zustand ins Archiv, allerdings ist der Sperrmechanismus der Automatic defekt (abgenutzt), so dass von einer durchaus längeren Nutzungsdauer auszugehen ist.

Zeitwaagen-Ergebnis

Die Schmucklosigkeit dieses Werks läßt schon erahnen, dass es kein absolutes Präzisionswerk, sondern “nur” gute Massenware ist, und genau dies bestätigt auch die Zeitwaage mit den ordentlichen Meßwerten, die nach einem “richtigen” Service noch besser sein dürften.

horizontale Lagen
Zifferblatt oben +6 s/Tag 247° 3.7ms
Zifferblatt unten -23 s/Tag 270° 3.3ms
vertikale Lagen
Krone rechts (12 oben) -1 s/Tag 208° 4.3ms
Krone oben (3 oben) -15 s/Tag 216° 4.1ms
Krone links (6 oben) +19 s/Tag 217° 4.4ms
Krone unten (9 oben) +40 s/Tag 220° 4.4ms

Technische Daten

Hersteller:HPP
Kaliber:431
Basiskaliber:HPP 420
Größe:12''' (gemessen: 29,0mm)
Halbschwingungen pro Stunde:18000
Anzahl Steine:25
Hemmung:Anker
Unruh-Ausführungen: Nickel-Ringunruh (zweischenklig)
Stoßsicherung(en): Incabloc
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Uhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Spiralschlüssel
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad
  • Minutenrad
  • Federhaus
Bauweise:Massivbau
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:3 Loch/Löcher
Ausstattung:
  • SCD (direkte Zentralsekunde)
  • QG (Datum (Fenster))
  • AUT (Automatikaufzug)
Referenzen: Flume: K3 242
Inventarnummer:21029

Anwendungsgalerie

HPP 431: Orfa Automatic Herrenuhr

Orfa Automatic Herrenuhr