PUW 1661

 
PUW 1661 | Das Uhrwerksarchiv

PUW 1661

Beschreibung

Die letzte Serie mechanischer Herrenuhrenwerke der PUW war die Kaliberserie 660/1660, die nur zwischen 1977 und 1979 produziert wurde, zu einer Zeit, als niemand mehr auf mechanische Uhren setzte.

Bei dieser Serie waren einerseits technisch ziemlich moderne Lösungen zu sehen, wie beispielsweise die Datumsschaltung mit Schnellkorrektur, anderseits wurde aber schon der Rotstift angesetzt, und es wurden bereits vernietete Bauteile oder auch ein Drittelrotor verwendet.

Das PUW 1661 ist die Ausführung mit Datumsanzeige und automatischem Aufzug; mit einem Durchmesser von 11 1/2 Linien (25,6mm) war es auf Augenhöhe mit den damals gängigen ETA-Werken und natürlich bot es auch eine Datums-Schnellkorrektur.

PUW 1661: Grundplatine

Grundplatine

Daß bei diesem Werk alle wichtigen Lager mit Steinen ausgekleidet sind, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Warum allerdings das zentrale Minutenrad im Vergleich zum noch langsamer drehenden Federhaus als einziges Lager keine Lagersteine besitzt, ist nicht wirklich schlüssig.

PUW 1661: Grundplatine mit Minutenrad

Grundplatine mit Minutenrad

Ein wenig altmodisch mutet die Konstruktion mit zentralem Minutenrad an, andererseits ist diese Konstruktion so bewährt, dass auch heute noch viele Hersteller mit einem zentralen Minutenrad arbeiten, das vom Federhaus direkt angetrieben wird.

PUW 1661: Innenseite Federhausbrücke

Innenseite Federhausbrücke

Apropos Federhaus: Unter der Federhausbrücke befindet sich das Kronrad. Dieses ist mit mit der Brücke vernietet. Eine kostensparende, aber für den Service nicht optimale Lösung.

PUW 1661: Räderwerk

Räderwerk

Das Räderwerk ist, wie schon oben angedeutet, klassisch ausgeführt: Das große Federhaus treibt das zentrale Minutenrad an, gefolgt von Kleinbodenrad, Zentralsekundenrad und Stahl-Ankerrad.

PUW 1661: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Die moderne dreischenklige Ringunruh ist natürlich ohne Schrauben ausgeführt und dafür stoßgesichert (hier in zwei RUFA-Antishock-Lagern). Sie schlägt mit 21600 Halbschwingungen pro Stunde, und kann dadurch nur schwer Genauigkeiten innerhalb der Chronometernorm erreichen. Leider erfolgt die Justierung nur direkt am Spiralschlüssel, hier war also noch gut Luft nach oben.

PUW 1661: Innenseite Räderwerksbrücke

Innenseite Räderwerksbrücke

Das nächste vernietete Bauteil ist das Gesperr, das sich auf der Innenseite der Räderwerksbrücke befindet, ebenso wie dessen U-förmige Feder.

PUW 1661: Werk ohne Automaticmechanismus

Werk ohne Automaticmechanismus

Wenn das Räderwerk der Automatic noch nicht montiert ist, erkennt man schön die geschwungenen Formen der Brücken, und man sieht auch, wie und wo Kronrad und Gesperr zu finden sind und wie sie arbeiten.

Die Achsen-Lagerung des Rotors wird mit drei Schrauben auf der Räderwerksbrücke befestigt.

PUW 1661: Automatic-Räderwerk

Automatic-Räderwerk

Bei der Kupplung von erstem Reduktionsrad und Wechselrädern der Automatic wurde ein genialer Mechanismus verwendet: Unter dem rechten Wechselrad befindet sich ein Schiebetrieb, das durch den Automatic-Aufzug an das Reduktionsrad geschoben wird und dieses dreht. Wird dagegen das Werk per Hand aufgezogen, so sorgt die Drehung des Reduktionsrads dafür, das das fliegend gelagerte Rad aus dem Kraftfluss geschoben und die Automatic damit abgekuppelt wird.

Ein zweites fliegend gelagertes Rad greift in den Rotor ein und sorgt je nach Drehrichtung dafür, dass entweder das linke oder das rechte Wechselrad angetrieben wird, und die Drehrechung des rechten Wechselrads, das ja über das unter ihm fliegend gelagerte Rad das Reduktionsrad antreibt, immer in derselben Richtung dreht. Das linke Wechselrad wird mit einer Sperrklinke daran gehindert, verkehrtrum zu drehen.

PUW 1661: Abdeckung Automatic

Abdeckung Automatic

Der Totwinkel des Automaticaufzugs, also der Winkel, in dem durch das Umschalten kein Aufzug möglich ist, ist mit rund 45 Grad sehr klein. Dadurch, dass der Rotor selber nur etwa einem drittel Kreissegment entspricht, wird das Werk auch bei wenig Bewegung schon zuverlässig aufgezogen.

PUW 1661: Werk ohne Rotor

Werk ohne Rotor

Leider interessierte diese effiziente und geniale Ausführung der Automatic Ende der 70er Jahre niemanden mehr, zu interessant waren die damals aufkommenden Quarzuhren.

PUW 1661: Innenseite des Rotors

Innenseite des Rotors

Erstmals wurde, vermutlich aus Kostengründen, von einem halbkreisförmigen Rotor Abstand genommen, man entschied sich für einen Drittelkreisrotor. Auch an eine Kugellagerung wurde nicht gedacht, man blieb dem Konzept der einfachen Achsenlagerung treu.

PUW 1661: leere Zifferblattseite

leere Zifferblattseite

Auf der leeren Zifferblattseite erkennt man gut den dreistufigen Kupplungsaufzug. In der mittleren Stufe wird die schräg zwischen 12 und 3 Uhr liegende Korrekturachse eingekuppelt und treibt damit das Korrektur-Schaltrad auf 12 Uhr an.

PUW 1661: Datumsschaltrad

Datumsschaltrad

Haupt-Bauteil der Datumsanzeige ist das Schaltrad mit seinen zwei Fingern, einem seitlichen Finger, mit dem die (Vor-)Spannung erzeugt wird, und dem senkrechten Finger, der in den Datumsring eingreift und ihn schlagartig um Mitternacht um eine Position weiterschaltet.

Das Datumsschaltrad wird vom Stundenrad angetrieben. Der seitliche Finger wird durch entsprechende Aussparungen in der Platine so vorgespannt, dass er um Mitternacht in die “Freigabestellung” rutscht.

PUW 1661: Unterseite Datumskorrektor

Unterseite Datumskorrektor

Die beiden Datumskorrekturräder sind mit der entsprechenden flachen Brücke vernietet. Das obere Rad ist hierbei beweglich gelagert und schaltet in der einen Richtung den Datumsring weiter, in der anderen Richtung würde es nach unten rutschen und die Wochentagsanzeige weiterschalten. Dies kommt aber nur in den Kalibern PUW 663 und PUW 1663 zum Einsatz.

PUW 1661: vollständiger Datumsmechanismus

vollständiger Datumsmechanismus

Der Datumsmechanismus wird mit einem flachen Plättchen abgedeckt, das einen federunterstützten Hebel besitzt, der in den Datumsring eingreift und dafür sorgt, dass sie sauber einrastet, das Datum also immer in einer definierten Position anzeigt.

PUW 1661: Abdeckung Datumsmechanismus

Abdeckung Datumsmechanismus

Auf der Zifferblattseite erkennt man bei 11:30 Uhr bereits die Vorbereitung für die Wochentagsanzeige.

PUW 1661: PUW 1661: Zifferblattseite

PUW 1661: Zifferblattseite

Von seiner Ausstattung und Konstruktion her brauchte sich das PUW 1661 nicht vor der schweizer Konkurrenz zu verstecken, nur leider kam es zu spät auf den Markt.

Ende der 1970er Jahre konnte auch das bestausgestattete Werk nicht mehr gegen die damals schon weit verbreiteten Quarzwerke ankommen, außer über den Preis. Und der ließ sich bei einen so hochwertigen Werk nicht beliebig drücken.

Schade, dass dieses technisch sehr interessante Werk das Ende der Produktion mechanischer Uhren bei der PUW markierte, es hätte mehr verdient.

Im Labor

Das vorliegende Werk kam in NOS(New Old Stock)-Zustand und mußte daher nur einen Ölwechsel spendiert bekommen.

Zeitwaagen-Ergebnis

Nach einer Einregulierung bot das Werk beinahe perfekte Ergebnisse auf der Zeitwaage, nur mininmal von der Chronometer-Spezifikation -4…+6 Sekunden/Tag entfernt. Man sieht, wie ausgereift und qualitativ hochwertig dieses letzte mechanische Werk der PUW war!

horizontale Lagen
Zifferblatt oben 0 s/Tag 287° 0.0ms
Zifferblatt unten +7 s/Tag 263° 0.2ms
vertikale Lagen
Krone rechts (12 oben) +1 s/Tag 273° 0.3ms
Krone oben (3 oben) -9 s/Tag 264° 0.0ms
Krone links (6 oben) -1 s/Tag 260° 0.2ms
Krone unten (9 oben) +2 s/Tag 259° 0.0ms

Technische Daten

Hersteller:PUW
Kaliber:1661
Basiskaliber:PUW 660
Größe:11 1/2''' (gemessen: 25,6mm)
Halbschwingungen pro Stunde:21600
Anzahl Steine:21
Hemmung:Anker
Unruh-Ausführungen: Nickel-Ringunruh
Stoßsicherung(en): Rufa-Anti-Shock
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Gegenuhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:ja
Regulierorgan:Spiralschlüssel
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad
  • Minutenrad
  • Federhaus
Bauweise:Massivbau
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:3 Loch/Löcher
Ausstattung:
  • SCD (direkte Zentralsekunde)
  • QG (Datum (Fenster))
  • RDR (Datumskorrektur)
  • AUT (Automatikaufzug)
Produktionszeitraum:1977 - 1979
Inventarnummer:20034
Dieses Werk wurde von Josef M.Stadl von der DGC zur Verfügung gestellt. Ganz herzlichen Dank für die tolle Unterstützung des Uhrwerksarchivs!