Beschreibung
Dugena verbaute in seiner “Precision”-Serie hochwertige schweizer Werke, eines davon war das hier gezeigte Helvetia 830, das Dugena als “Dugena 996” verbaute.
Das Helvetia 830 ist ein Handaufzugswerk mit 11 1/2 Linien Durchmesser und einem sehr ungewöhnlich konstruierten Räderwerk. Durch seine Bauform mit abgeschrägten Kloben und Brücken konnte man wertvolle Zehntelmillimeter Bauhöhe einsparen.
Es besitzt eine goldfarbige Gluydur-Schraubenunruh, ist also optisch schon einmal ganz großes Kino. Sie ist zwar stoßgesichert, schlägt aber nur mit langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde und besitzt auch keine Feineinstellung am Rücker. Das trübt ein wenig das Bild, das die Bezeichnung “Precision” erzeugen soll.
Die goldfarbige Grundplatine verrät noch nicht sehr viel, ausser, dass ab dem Kleinbodenrad-Lager (bei 7 Uhr, nah der Werksmitte) keine Lagersteine mehr zur Anwendung kommen. Da das Werk aber mit 17 Steinen aufwartet, ist das schon ein erster Hinweis darauf, dass wohl an anderer Stelle noch weitere schnelldrehende Lager mit Steinen verwendet werden.
Wenn das zentral angetriebe, nicht steingelagerte Minutenrad unter seinem Kloben montiert ist, erkennt man ein weiteres Lager, das in halber Höhe liegt. Offenbar ist hier noch ein weiteres Rad im Kraftfluss - aber wofür?
Jetzt wird es interessant!
Das Räderwerk besteht aus nicht weniger als sechs Rädern, denen man ihren Kraftfluss nicht sofort ansieht.
Es ist vielleicht auch einer der kompliziertesten Räderwerksaufbauten für ein Werk, dessen einzige Komplikation eine direkt angetriebene Zentralsekunde ist, also etwas, was sich normalerweise mit vier Rädern realisieren läßt.
Der Kraftfluss von schnell zu langsam ist wie folgt:
Ankerrad - Sekundenrad (auf 6 Uhr) - Übertragungsrad - Zentralsekundenrad - Kleinbodenrad - Minutenrad.
Und interessanterweise besitzt das Übertragungsrad keine Übersetzungsfunktion, es dient ausschließlich dafür, dass Sekundenrad und Zentralsekundenrad exakt gleich drehen. Das Zentralsekundenrad (das auch nur ein Trieb ist) steht gleichzeitig im Eintriff mit dem Übertragungsrad und dem Kleinbodenrad.
Verwirrt? Verständlich bei einer so ungewöhnlichen Konstruktion, deren Zweck wohl nur darin gelegen haben kann, dieses Werk wahlweise mit Zentralsekunde oder mit dezentraler Sekunde auf 6 Uhr anzubieten. Letztere ist aber offenbar nie wirklich angeboten worden.
Interessant ist bei diesem Werk auch, dass das Gesperr offen gelagert ist, und erst mit der Abdeckplatine fixiert wird. Vermutlich liessen sich damit ein paar Zehntelmillimeter Dicke einsparen, was seinerzeit in den 1950er Jahren durchaus ein wichtiges Verkaufsargument war.
Die Zifferblattseite bietet kaum Überraschungen. Man erkennt den Kupplungsaufzug, die 4-löchrige Winkelhebelfeder und die Position des Sekundenrads auf 6 Uhr, das zumindest in der Theorie eine dezentrale Sekunde ermöglicht hätte.
Die zifferblattseitige Grundplatine ist am Rad abgeflacht, um auch hier wieder Höhe zu sparen. Dazu passt auch die verwendete flache Version der zifferblattseitigen Incabloc-Stoßsicherung.
Technische Daten
Hersteller: | Helvetia |
Kaliber: | 830 |
Größe: | 11 1/2''' (gemessen: 25,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Schraubenunruh |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 4 Loch/Löcher |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1957 34 |
Inventarnummer: | 18016 |