Beschreibung
Ein spektakuläres Werk, nicht nur der Optik wegen, ist das chinesische Kaliber Sea-Gull ST3621, ein 16 1/2 liniges Handaufzugswerk aus aktueller Produktion. Es orientiert sich an seinem berühmten Vorbild, dem ETA 6498 (früher Unitas 6498), einem Savonette-Kaliber für Taschenuhren mit Krone bei 3 Uhr.
Schon auf den ersten Blick beeindruckt es durch seine üppigen Zierschliffe, dem Sonnen- und Wellenschliff auf der Räderwerksbrücke, der Perlierung auf der Grundplatine und den, allerdings sehr laienhaft schwarz ausgepinselten Ornamentverzierungen und eingravierten Skala für den extralangen Rückerzeiger.
Ein Blick auf die Grundplatine zeigt, dass sich der gute technische Eindruck auch im nicht sichtbaren Bereich fortsetzt, alle wichtigen Lager, sogar das des Minutenrads sind mit Steinen ausgestattet.
Weniger eindrucksvoll ist, dass die Perlierung exakt dort endet, wo Brücken und Kloben auf die Grundplatine gesetzt werden, oder wo das Auge nicht mehr hinsehen kann. Eigentlich schade.
Technisch ist bei diesem Werk auffällig, wie gut alle Teile ineinander spielen, die Kloben und Brücken sind optimal paßgenau ausgeführt und gleiten sanft, aber satt in ihre Lager. So gut sieht man das nirgends!
Das Räderwerk scheint nur ausgestanzt zu sein, technisch muß das aber kein Nachteil, wie es die exzellenten Gangergebnisse zeigen.
Der Aufbau ist klassisch und besteht aus Federhaus, zentralem Minutenrad, Kleinbodenrad, Sekundenrad und Ankerrad.
Als Hemmung kommt eine schweizer Palettenankerhemmung zum Einsatz.
Optisch wunderschön ist die goldfarbige Schraubenunruh, möglicherweise sogar eine Glucydur-Unrun, die relativ klein ausfällt und sogar schon mit 21600 Halbschwingungen pro Stunde arbeitet.
Um diese Schlagzahl exakt zu justieren, kommt ein extrem langer Rückerzeiger ins Spiel, dessen Skala sich mitten auf der Räderwerksbrücke befindet. Einziger Wermutstropfen ist die sehr häßliche Ausschwemmung (oder besser Pinsel-Arbeit) der Skala. Hier wäre eine goldfarbige Ausschwemmung eigentlich Pflicht gewesen.
Und noch zwei weitere, auch wieder nur rein optische, Lowlights gibt es: Die Ankerbrücke unter der Unruh besitzt ein sehr rohes Finish, und die drei Schrauben auf dem Sperrrad sind, anders als die drei Schrauben beim Kronrad, leider nur angedeutet, also Fake.
Zifferblattseitig wird, was die Dekoration betrifft, wieder aus dem Vollen geschöpft, die gesamte Platine ist mit einer schönen Perlierung versehen.
Im Labor
Zeitwaagen-Ergebnis
In allen Lagen läuft dieses Werk innerhalb der Chronometernorm, mehr geht wirklich nicht!horizontale Lagen | |||
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Zifferblatt oben | +5 s/Tag | 293° | 0.4ms |
Zifferblatt unten | +6 s/Tag | 291° | 0.4ms |
vertikale Lagen | |||
Krone rechts (12 oben) | +3 s/Tag | 274° | 0.4ms |
Krone oben (3 oben) | +-0 s/Tag | 261° | 0.0ms |
Krone links (6 oben) | -1 s/Tag | 271° | 0.5ms |
Krone unten (9 oben) | +-0 s/Tag | 269° | 0.6ms |
Technische Daten
Hersteller: | Sea-Gull |
Kaliber: | ST3621 |
Größe: | 16 1/2''' (gemessen: 36,6mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 21600 |
Hebewinkel: | 44° |
Anzahl Steine: | 17 |
Hemmung: | Anker |
Unruh-Ausführungen: |
Glucydur-Schraubenunruh (zweischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
Incabloc |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Uhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | ja |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Massivbau |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 3 Loch/Löcher |
Befestigung Winkelhebel: | geschraubt |
Ausstattung: |
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Inventarnummer: | 23060 |