Beschreibung
Bevor aus Oris der Einschaler mit “High Mech” wurde, produzierte Oris viele Jahrzehnte lang hauseigene Werke, vor allem Stiftankerwerke in unterschiedlichen Qualitäten.
Eines der frühen Werke, das auch qualitativ noch nicht unbedingt für Aufsehen sorgt, ist das hier vorgestellt Kaliber 90P, ein einfaches und robustes Stiftankerwerk in Roskopf-Konstruktion.
Die einfache Bauweise erkennt man nicht zuletzt daran, dass man Lagersteine bei diesem Werk vergeblich sucht. Es werden ausschließlich gebohrte Messinglager und ein Stahllager-Paar für die Unruh verwendet.
Wirklich kurios ist die Art und Weise, wie das Aufzugsrad in Position gehalten wird: Die Räderwerksbrücke wird im Bereich unterhalb des Kronrads geschlitzt und so nach unten gedrückt, dass das Aufzugsrad nicht verschoben werden kann:
Seitlich wird das Schiebetrieb des Aufzugs, sowie die Aufzugswelle selber in einem Metallkäfig gelagert, der leider im Laufe der Zeit porös geworden ist. Auf dem folgenden Foto sieht man, dass eine Hälfte des Käfigs fehlt:
Das Räderwerk ist typisch für eine Roskopf-Konstruktion:
Das Federhaus ist besonders groß und ragt über die Platinenmitte hinaus. Es treibt das Großbodenrad an, gefolgt vom Kleinbodenrad und dem Ankerrad.
Im Gegensatz zu “normalen” Ankerwerken fehlt also eine Übertragungsstufe.
Durch die fehlende Übertragungsstufe kommt die krumme Schlagzahl von 17280 Halbschwingungen pro Stunde zustande. Mit dieser arbeitet die zwar nicht stoßgesicherte, aber mit einer stabilen Achse versehene Ringunruh, die auf einen Stiftanker einwirkt. Die genaue Frequenz der Unruh wird mit Hilfe eines langen Rückerzeigers im Bereich des technisch möglichen justiert.
Auch der Anker ist, da nur gestanzt, einfach ausgeführt, aber dennoch durch seine Form schön gelungen.
Wie bei jeder Roskopf-Konstruktion werden die Zeiger ausschließlich auf der Zifferblattseite durch das, mit einer Rutschkupplung auf dem Federhaus befindliche Doppelzahnrad angetrieben.
Der untere, größere, Zahnkranz treibt dabei das kleine Minutenrohr mit dem Minutenzeiger an, der kleine obere Zahnkranz das große Stundenrad.
Es ist etwas überraschend, dass das Oris 90P bereits mit einem Kupplungsaufzug arbeitet. Das Zeigerstellrad greift hierbei in den großen Zahnkranz des Federhauses ein.
Man sieht bei 7 Uhr sehr schön den Ausschnitt für das Anker-Lager. Mit entsprechendem Kraftaufwand kann man es soweit verbiegen, dass der Eingriff des Stiftankers in das Ankerrad optimal erfolgt. Eine hemdsärmlige, aber effektive Lösung.
Im Labor
Technische Daten
Hersteller: | Oris |
Kaliber: | 90P |
Größe: | 13''' (gemessen: 29,3mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 17280 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Inventarnummer: | 19017 |