Oris 90P

 
Oris 90P | Das Uhrwerksarchiv

Oris 90P

Beschreibung

Bevor aus Oris der Einschaler mit “High Mech” wurde, produzierte Oris viele Jahrzehnte lang hauseigene Werke, vor allem Stiftankerwerke in unterschiedlichen Qualitäten.

Eines der frühen Werke, das auch qualitativ noch nicht unbedingt für Aufsehen sorgt, ist das hier vorgestellt Kaliber 90P, ein einfaches und robustes Stiftankerwerk in Roskopf-Konstruktion.

Oris 90P: Grundplatine

Grundplatine

Die einfache Bauweise erkennt man nicht zuletzt daran, dass man Lagersteine bei diesem Werk vergeblich sucht. Es werden ausschließlich gebohrte Messinglager und ein Stahllager-Paar für die Unruh verwendet.

Wirklich kurios ist die Art und Weise, wie das Aufzugsrad in Position gehalten wird: Die Räderwerksbrücke wird im Bereich unterhalb des Kronrads geschlitzt und so nach unten gedrückt, dass das Aufzugsrad nicht verschoben werden kann:

Oris 90P: "Lagerung" des Aufzugsrads

"Lagerung" des Aufzugsrads

Seitlich wird das Schiebetrieb des Aufzugs, sowie die Aufzugswelle selber in einem Metallkäfig gelagert, der leider im Laufe der Zeit porös geworden ist. Auf dem folgenden Foto sieht man, dass eine Hälfte des Käfigs fehlt:

Oris 90P: Räderwerk

Räderwerk

Das Räderwerk ist typisch für eine Roskopf-Konstruktion:

Das Federhaus ist besonders groß und ragt über die Platinenmitte hinaus. Es treibt das Großbodenrad an, gefolgt vom Kleinbodenrad und dem Ankerrad.

Im Gegensatz zu “normalen” Ankerwerken fehlt also eine Übertragungsstufe.

Oris 90P: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Durch die fehlende Übertragungsstufe kommt die krumme Schlagzahl von 17280 Halbschwingungen pro Stunde zustande. Mit dieser arbeitet die zwar nicht stoßgesicherte, aber mit einer stabilen Achse versehene Ringunruh, die auf einen Stiftanker einwirkt. Die genaue Frequenz der Unruh wird mit Hilfe eines langen Rückerzeigers im Bereich des technisch möglichen justiert.

Oris 90P: Anker

Anker

Auch der Anker ist, da nur gestanzt, einfach ausgeführt, aber dennoch durch seine Form schön gelungen.

Oris 90P: Federhaus mit Rutschkupplung

Federhaus mit Rutschkupplung

Wie bei jeder Roskopf-Konstruktion werden die Zeiger ausschließlich auf der Zifferblattseite durch das, mit einer Rutschkupplung auf dem Federhaus befindliche Doppelzahnrad angetrieben.

Oris 90P: Zifferblattseite ohne Stundenrad

Zifferblattseite ohne Stundenrad

Der untere, größere, Zahnkranz treibt dabei das kleine Minutenrohr mit dem Minutenzeiger an, der kleine obere Zahnkranz das große Stundenrad.

Oris 90P: Oris 90P: Zifferblattseite

Oris 90P: Zifferblattseite

Es ist etwas überraschend, dass das Oris 90P bereits mit einem Kupplungsaufzug arbeitet. Das Zeigerstellrad greift hierbei in den großen Zahnkranz des Federhauses ein.

Man sieht bei 7 Uhr sehr schön den Ausschnitt für das Anker-Lager. Mit entsprechendem Kraftaufwand kann man es soweit verbiegen, dass der Eingriff des Stiftankers in das Ankerrad optimal erfolgt. Eine hemdsärmlige, aber effektive Lösung.

Im Labor

Das Werk kam verharzt ins Archiv und wurde gereinigt und geölt, allerdings mit mäßigem Erfolg. Das größere Problem, das defekte Aufzugswellen-Lager, konnte nicht behoben werden.

Technische Daten

Hersteller:Oris
Kaliber:90P
Größe:13''' (gemessen: 29,3mm)
Halbschwingungen pro Stunde:17280
Hemmung:Stiftanker
Unruh-Ausführungen: Nickel-Ringunruh
Stoßsicherung(en): keine
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Gegenuhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Rückerzeiger mit langem Arm
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Kleinbodenrad, Großbodenrad, Federhaus
Bauweise:Pfeilerbauweise
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Inventarnummer:19017

Anwendungsgalerie

Oris 90P: Bentima Herrenuhr "The Best Shock-Proof Lever"

Bentima Herrenuhr "The Best Shock-Proof Lever"

Dieses Werk wurde von Philipp Porter. gespendet. Vielen Dank für die Unterstützung des Uhrwerksarchivs!

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