Beschreibung
Das Ebosa 94 ist ein Stiftankerwerk, das Mitte des letzten Jahrhunderts debütierte.
Seine Besonderheit ist, neben der üppigen Ausstattung mit 15 Steinen (mehr dazu später), eine indirekte Zentralsekunde - etwas, was zu dieser Zeit noch nicht unbedingt üblich war, schon gar nicht bei Stiftankerwerken.
Und ebenfalls untypisch für ein Stiftankerwerk ist der werksseitige Aufzug in Verbindung mit einer Breguetkupplung der Kronenwelle. So etwas findet man in der Regel nur bei (besseren) Palettenankerwerken. Vielleicht ist das, und der schöne Streifenschliff des Werks ein Hinweis, daß dieses Stiftankerwerk damals zu den besseren (besten?) Vertretern dieser Spezies gehörte. Immerhin wurde auch der Unruh eine Schrauben-Imitation spendiert.
Der Aufbau dieses Werks folgt noch dem Roskopf-Prinzip, bei dem das Minutenrohr auf der Zifferblattseite indirekt über ein bewegliches zweites Zahnrad am Federhaus geführt wird. Der Vorteil dieses Prinzips ist, daß das Federhaus eine wesentlich größere Fläche einnehmen kann, da es werksseitig auch über die Mitte (durch die sonst das im Kraftfluß liegende Minutenrohr geführt würde) gegen kann. Außerdem entfällt durch das sehr große Federhaus eine Übersetzungsstufe, so daß auf das Federhaus gleich das Kleinbodenrad folgt.
Man erkennt hier sehr gut die Größenverhältnisse - sowohl das Federhaus, als auch das Kleinbodenrad sind deutlich größer, als man es von “normalen” Nicht-Roskopfwerken kennt.
Eine weitere Besonderheit des Ebosa 94 ist die indirekte Zentralsekunde, die über den Außenrand des Sekundenrads (bei 4:30 Uhr) angetrieben wird. Das Übersetzungsverhältnis ist hierbei nur minimal, da das Zentralsekundenrad nur wenig kleiner ist, als das Sekundenrad im Kraftfluß.
Das Ebosa 94 kommt auf die stolze Anzahl von 15 Steinen, wobei, abgesehen von der Unruh, drei Steine keine Lagerfunktion haben, sondern als Decksteine verwendet werden. Einer davon bedeckt das (allerdings wesentlich tiefer gelegene) Lager der Ankerwelle, ist also komplett ohne Funktion.
Der, zumindest an den Enden sehr roh ausgeführte Anker ist möglicherweise nicht original, jedenfalls ist sein Eingriff in das Hemmungsrad viel zu tief, so daß keine Gangfunktion mehr möglich ist. Warum und wieso, ist mir nicht bekannt…
Zifferblattseitig erkennt man sehr schön den Kupplungsaufzug mit seinem verdeckt geführten Winkelhebel (sehr uhrmacherfreundlich), sowie die drei Decksteine, von denen der mittlere ohne wirkliche Funktion ist.
Da sowohl Minuten- als auch Stundenrad nur zifferblattseitig geführt werden, müssen die Räder mit einer Feder gesichert werden, um nicht bei einem Stoß außer Position zu geraten. Eine etwas ungewöhnliche Lösung, aber effizient.
Technische Daten
Hersteller: | Ebosa |
Kaliber: | 94 |
Größe: | 9 3/4''' (gemessen: 22 mmmm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 15 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Nickel-Ringunruh |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Rückerzeiger mit langem Arm |
Werksaufbau: |
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Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Ausstattung: |
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Referenzen: |
Flume: 1952 22 |