Beschreibung
Der französische Hersteller Parennin, der zuvor durchaus hochwertige Werke herstellte, schwenkte ab etwa den 1960er Jahren auf sehr einfache Werke, meist in Roskopf-Bauweise um.
Zu dieser Werksklasse gehört auch das Parrenin 680, ein 10 1/2-liniges Stiftankerwerk, das in der einschlägigen Literatur leider unbekannt ist (auch unter seiner alternativen Bezeichnung “CHP 680”), und daher zeitlich nicht eingeordnet werden kann, vermutlich aber stammt es aus den 1970er Jahren.
Lagersteine sucht man bis auf die Unruhachse vergeblich. Dafür ist die Aufzugspartie bereits in einem Plastikkäfig gelagert, damals war soetwas der letzte Schrei, heute weiß man, wie problematisch Plastik in Bezug auf seine Haltbarkeit ist.
Das Räderwerk ist eine Mischung zwischen Roskopf- und traditionellem Räderwerk. Für Ersteres spricht der Verzicht auf ein direkt angetriebenes Minutenrad, sowie die Nutzung sehr großer Räder für Großboden-, Kleinboden- und Zentralsekundenrad. Ein wie hier direkt angetriebenes Zentralsekundenrad ist wiederum atypisch für Roskopfwerke, dort wird ein Zentralsekundenrad stets direkt Außenkranz an Außenkranz durch das Kleinbodenrad angetrieben und liegt nicht im Kraftfluß.
Die dreischenklige Ringunruh ist hier nicht stoßgesichert, arbeitet mit langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde und reguliert ein klassisches Stiftankerwerk.
Fast ein wenig kurios ist das Auflageplättchen auf den beiden Pfeilern rechts im Bild, auf welches der Unruhkloben montiert wird.
Das Zeigerwerk wird auf der Zifferblattseite wie bei einem Roskopfwerk durch ein, mit Hilfe
einer Rutschkupplung auf dem Federhaus montiertes Rad angetrieben.
Hier erkennt man sehr schön, wie billig dieses Rad lediglich ausgestanzt wurde.
Auf der noch leeren Zifferblattseite ist einerseits der Kupplungaufzug zu sehen, der in der Zeigerstellung ein Übertragungsrad aus Plastik nutzt, um auf das oben genannte Rad auf dem Federhaus einzuwirken, andererseits sieht man das noch leere zentrale Lager-Rohr, auf welches das Minutenrohr gesteckt wird, das vom Rad auf dem Federhaus angetrieben wird.
Anders als bei reinen Roskopfwerken nutzt das Parrenin 680 ein Wechselrad für den Antrieb des Stundenrohrs. Bei einem echten Roskopfwerk hätte das Antriebsrad auf dem Federhaus eine doppelte Verzahnung bessessen, dessen obere, geringe Verzahnung ein großes, hoch verzahntes Stundenrad angetrieben hätte.
Alles in allem ein recht kurioses Werk, das sehr schön zeigt, in welcher Krise sich die Uhrenindustrie in den 70er und 80er Jahren befand. Wirklich hilfreich waren solche einfachen Werke allerdings nicht…
Technische Daten
Hersteller: | Parrenin |
Kaliber: | 680 |
Größe: | 10 1/2''' (gemessen: 23,7mm) |
Halbschwingungen pro Stunde: | 18000 |
Anzahl Steine: | 4 |
Hemmung: | Stiftanker |
Unruh-Ausführungen: |
Monometallische Ringunruh (dreischenklig) |
Stoßsicherung(en): |
keine |
Unruhlagerung / Richtung Spirale: | Gegenuhrzeigersinn |
beweglicher Spiralklötzchenträger: | nein |
Regulierorgan: | Spiralschlüssel |
Werksaufbau: |
|
Bauweise: | Pfeilerbauweise |
Aufzugstyp: | Kupplungsaufzug |
Winkelhebelfeder: | 1 Loch/Löcher |
Inventarnummer: | 22028 |