Parrenin 680

 
Parrenin 680 | Das Uhrwerksarchiv

Parrenin 680

Beschreibung

Der französische Hersteller Parennin, der zuvor durchaus hochwertige Werke herstellte, schwenkte ab etwa den 1960er Jahren auf sehr einfache Werke, meist in Roskopf-Bauweise um.

Zu dieser Werksklasse gehört auch das Parrenin 680, ein 10 1/2-liniges Stiftankerwerk, das in der einschlägigen Literatur leider unbekannt ist (auch unter seiner alternativen Bezeichnung “CHP 680”), und daher zeitlich nicht eingeordnet werden kann, vermutlich aber stammt es aus den 1970er Jahren.

Parrenin 680: Grundplatine

Grundplatine

Lagersteine sucht man bis auf die Unruhachse vergeblich. Dafür ist die Aufzugspartie bereits in einem Plastikkäfig gelagert, damals war soetwas der letzte Schrei, heute weiß man, wie problematisch Plastik in Bezug auf seine Haltbarkeit ist.

Parrenin 680: Räderwerk

Räderwerk

Das Räderwerk ist eine Mischung zwischen Roskopf- und traditionellem Räderwerk. Für Ersteres spricht der Verzicht auf ein direkt angetriebenes Minutenrad, sowie die Nutzung sehr großer Räder für Großboden-, Kleinboden- und Zentralsekundenrad. Ein wie hier direkt angetriebenes Zentralsekundenrad ist wiederum atypisch für Roskopfwerke, dort wird ein Zentralsekundenrad stets direkt Außenkranz an Außenkranz durch das Kleinbodenrad angetrieben und liegt nicht im Kraftfluß.

Parrenin 680: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Die dreischenklige Ringunruh ist hier nicht stoßgesichert, arbeitet mit langsamen 18000 Halbschwingungen pro Stunde und reguliert ein klassisches Stiftankerwerk.

Parrenin 680: Auflageplättchen des Unruhklobens

Auflageplättchen des Unruhklobens

Fast ein wenig kurios ist das Auflageplättchen auf den beiden Pfeilern rechts im Bild, auf welches der Unruhkloben montiert wird.

Parrenin 680: Federhaus mit Rutschkupplung

Federhaus mit Rutschkupplung

Das Zeigerwerk wird auf der Zifferblattseite wie bei einem Roskopfwerk durch ein, mit Hilfe einer Rutschkupplung auf dem Federhaus montiertes Rad angetrieben.
Hier erkennt man sehr schön, wie billig dieses Rad lediglich ausgestanzt wurde.

Parrenin 680: leere Zifferblattseite

leere Zifferblattseite

Auf der noch leeren Zifferblattseite ist einerseits der Kupplungaufzug zu sehen, der in der Zeigerstellung ein Übertragungsrad aus Plastik nutzt, um auf das oben genannte Rad auf dem Federhaus einzuwirken, andererseits sieht man das noch leere zentrale Lager-Rohr, auf welches das Minutenrohr gesteckt wird, das vom Rad auf dem Federhaus angetrieben wird.

Parrenin 680: Zifferblattseite mit Minutenrohr

Zifferblattseite mit Minutenrohr

Anders als bei reinen Roskopfwerken nutzt das Parrenin 680 ein Wechselrad für den Antrieb des Stundenrohrs. Bei einem echten Roskopfwerk hätte das Antriebsrad auf dem Federhaus eine doppelte Verzahnung bessessen, dessen obere, geringe Verzahnung ein großes, hoch verzahntes Stundenrad angetrieben hätte.

Parrenin 680: Parrenin 680: Zifferblattseite

Parrenin 680: Zifferblattseite

Alles in allem ein recht kurioses Werk, das sehr schön zeigt, in welcher Krise sich die Uhrenindustrie in den 70er und 80er Jahren befand. Wirklich hilfreich waren solche einfachen Werke allerdings nicht…

Technische Daten

Hersteller:Parrenin
Kaliber:680
Größe:10 1/2''' (gemessen: 23,7mm)
Halbschwingungen pro Stunde:18000
Anzahl Steine:4
Hemmung:Stiftanker
Unruh-Ausführungen: Monometallische Ringunruh (dreischenklig)
Stoßsicherung(en): keine
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Gegenuhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Spiralschlüssel
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad, Großbodenrad, Federhaus
Bauweise:Pfeilerbauweise
Aufzugstyp:Kupplungsaufzug
Winkelhebelfeder:1 Loch/Löcher
Inventarnummer:22028

Anwendungsgalerie

Parrenin 680: Ezor Herrenuhr

Ezor Herrenuhr

Dieses Werk ist eine Spende von Chris an das Uhrwerksarchiv. Vielen Dank für den tollen Support!