Kienzle 057/21d

 
Kienzle 057/21d | Das Uhrwerksarchiv

Kienzle 057/21d

Beschreibung

Das Kienzle Kaliber 057/21d, die sogenannte Volksautomatik, die Mitte der 50er Jahre auf den Markt kam, war das einzige hauseigene Automaticwerk der Schwennigner Uhrenfabrik.

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Im Gegensatz zu den restlichen Handaufzugsmodellen von Kienzle war die Volksautomatik mit dem damaligen Verkaufspreis von 65.- DM rund dreimal so teuer, weswegen diese Uhren vergleichsweise selten verkauft wurden und schon 1963 wieder die Verkaufstresen verließen.

Kienzle 057/21d: Werksansicht ohne Rotor

Werksansicht ohne Rotor

Das Kaliber 057/21d ist eine reinrassige hauseigene Konstruktion, die qualitativ deutlich höherwertiger, als die restlichen Handaufzugswerke war.

Kienzle 057/21d: Rotor

Rotor

Der Rotor ist federnd achsengelagert und besitzt einen Schwermetallreif.

Kienzle 057/21d: Automaticmechanismus oben

Automaticmechanismus oben

Der Automaticmechanismus läßt sich nach dem Lösen von drei Schrauben komplett vom Werk entfernen.

Kienzle 057/21d: Automaticmechanismus innen

Automaticmechanismus innen

Das fliegend gelagerte Wechselrad, das im Eingriff mit dem Rotor steht, treibt je nach Drehrichtung eines der beiden Antriebsräder an und sorgt damit für einen beidseitigen Aufzug. Der Nachteil dieser Lösung ist, daß hier ein recht großer Leerweg entsteht, der Rotor beim Wechsel also erstmal relativ ohne Eingriff ins Leere läuft.

Kienzle 057/21d: Automaticmechanismus

Automaticmechanismus

Über ein Reduktionsrad wird das obere Sperrrad, welches ausschließlich für den Automaticmechanismus gedacht ist, angetrieben.

Kienzle 057/21d: Sperrklinke des Automaticmechanismus

Sperrklinke des Automaticmechanismus

Die Sperrklinke am linken Antriebsrad verhindert das ungewollte Ablaufen.

Kienzle 057/21d: Automaticmechanismus, Unterseite

Automaticmechanismus, Unterseite

Bis auf das fliegend gelagerte Wechselrad laufen alle Räder in Rubinlagern.

Kienzle 057/21d: Werk ohne Automaticmechanismus

Werk ohne Automaticmechanismus

Eine ebenso einfache wie geniale Kupplung wird für das obere Sperrrad verwendet: Nicht das Sperrrad selbst, sondern nur die Federhausachse mit der oben angesetzten Rutschkupplung steht mit dem Federkern in Verbindung. Beim Aufzug per Hand entkoppelt die Rutschkupplung den Automaticmechanismus; beim Aufzug per Rotor steht sie im Eingriff.

Kienzle 057/21d: Räderwerk

Räderwerk

Das Kienzle 057/21d basiert im Räderwerk noch deutlich sichtbar auf dem Kaliber 48.

Kienzle 057/21d: Seitenansicht des Räderwerks

Seitenansicht des Räderwerks

Der Antriebsstrang ist wie folgt: Federhaus - Minutenrad - Kleinbodenrad - Sekundenrad (mit dezentraler Sekunde) - Ankerrad.

Kienzle 057/21d: Hemmung

Hemmung

Das Kienzle 057/21d nutzt die im eigenen Haus entwickelte Rubin-Stiftankerhemmung. Sie stellt einen Kompromiß zwischen der teueren und technisch anspruchsvollen schweizer Ankerhemmung und der billigen aber unpräzisen Stiftankerhemmung mit Metallstiften dar.

Kienzle 057/21d: Anker

Anker

Die Ankerstifte besitzen eine halbierte Zylinderform, auf welche die Zähne das Ankerrad exakt angepaßt ist.

Lt. Kienzle soll diese Hemmung praktisch gleichwertig zu einer schweizer Palettenankerhemmung sein.

Kienzle 057/21d: Grundplatine

Grundplatine

Natürlich sind in diesem Werk alle Lager mit Rubinen ausgestattet; die Ringunruh läuft in zwei hauseigenen Stoßsicherungslagern, wobei allerdings das zifferblattseitige Lager aus einem starren Lagerstein und einem beweglichen Deckstein besteht, also nur gegen frontale Stöße Schutz bietet, nicht aber gegen seitliche Stöße.

Das Federhaus mit der Schleppfeder kann komplett durch Lösen einer Feder bei “12” entnommen werden, ohne das Werk zu zerlegen.

Kienzle 057/21d: Kienzle 057/21d Zifferblattseite

Kienzle 057/21d Zifferblattseite

Zifferblattseitig erkennt man gut den Wippenaufzug und das zifferblattseitige Gesperr. Es ist zwar qualitativ gut ausgeführt, kommt aber in Punkto Verschleiß und Betriebssicherheit nicht an den teuerern Kupplungsaufzug heran.

Kienzle 057/21d: verschraubter Zifferblattfuß

verschraubter Zifferblattfuß

Ein sehr ungewöhnliches Detail sind die Zifferblattfüße, die mit Schrauben(!) an der Grundplatine gehalten werden.

Im Labor

Das vorliegende Werk kam lose, also ohne Gehäuse, ins Labor. Es wurde komplett zerlegt, gereinigt und geölt, wobei das Ölen der Ankerstifte nicht trivial ist und möglicherweise auch nicht optimal erfolgt ist.

Zeitwaagen-Ergebnis

Die Gangwerte sind durchwachsen, für ein Stiftankerwerk aber durchaus nicht schlecht. Möglicherweise sind sie durch das nicht optimale Ölen des Ausgangs-Ankerstifts etwas verfälscht.
Krone rechts (12 oben)

Krone rechts (12 oben)

Krone oben (3 oben)

Krone oben (3 oben)

Krone links (6 oben)

Krone links (6 oben)

Krone unten (9 oben)

Krone unten (9 oben)

Zifferblatt oben

Zifferblatt oben

Zifferblatt unten

Zifferblatt unten

Technische Daten

Hersteller:Kienzle
Kaliber:057/21d
Größe:12 3/4''' (gemessen: 29,6mm)
Halbschwingungen pro Stunde:18000
Anzahl Steine:21
Hemmung:Stiftanker
Unruh-Ausführungen: Nickel-Ringunruh
Stoßsicherung(en): Kienzle
Unruhlagerung / Richtung Spirale:Uhrzeigersinn
beweglicher Spiralklötzchenträger:nein
Regulierorgan:Rückerzeiger mit langem Arm
Werksaufbau:
  • Anker
  • Ankerrad (Hemmungsrad), Sekundenrad, Kleinbodenrad, Minutenrad, Federhaus
Bauweise:Pfeilerbauweise
Aufzugstyp:Wippenaufzug
Winkelhebelfeder:2 Loch/Löcher
Ausstattung:
  • s (dezentrale Sekunde)
  • AUT (Automatikaufzug)
Produktionszeitraum:1956-1963
Erwähnung in Artikeln (Jahre): 1960

Anwendungsgalerie

Kienzle 057/21d: Kienzle Automatic Herrenuhr  (nur Zifferblatt)

Kienzle Automatic Herrenuhr (nur Zifferblatt)

Links